Die Freistellung eines Lehrers in Jaun gab viel zu reden, die berichteten darüber. Unten im Nachgang die Berichterstattung der deutschsprachigen Tageszeitung vom Kanton Freiburg.
Unterdessen wurden die betroffenen Jauner Eltern darüber informiert, dass der Lehrer ab Januar 2025 wieder in Jaun unterrichten wird.
Viele Fragen zum Fall eines freigestellten Lehrers
An der Gemeindeversammlung Jaun ging es weniger um politische Themen. Viel grössere Diskussionen löste die Freistellung eines Lehrers aus. Der Grund dafür bleibt weiterhin unbekannt.
Es kommt nicht selten vor, dass Bürgerinnen oder Bürger an der Gemeindeversammlung (siehe separater Text) unter «Verschiedenes» ihren Unmut über den Gemeinderat äussern. Am Montagabend konnte man in Jaun schon fast von einem Aufruhr sprechen.
Auslöser war die kurzfristige Freistellung eines Lehrers bis Weihnachten. Die Bürgerinnen und Bürger, die sich zu Wort meldeten, erinnerten daran, dass dieser schon mehr als 30 Jahre Lehrer und sehr beliebt sei und sich noch nie etwas zu Schulden kommen liess. Viele Anwesende lobten ihn.
Vorwürfe an den Gemeinderat
Vor allem bei den Eltern war die Empörung über diese Freistellung gross. «Die Kinder, die Eltern und die Lehrpersonen sind verunsichert. Die Situation ist angespannt», sagte eine Vertreterin der Eltern. «Es geht um unsere Kinder», fuhr sie fort.
«Die Situation ist angespannt.»
Eine Welle von Vorwürfen und Protesten gegen den Gemeinderat prasselte in der Folge nieder. Ihm wurde vorgeworfen, diese Freistellung mit einem Brief an die kantonale Schulbehörde veranlasst zu haben. Die Partnerin des Lehrers sprach gar von Verleumdung.
«Es geht um unsere Kinder.»
Ammann Jochen Mooser wollte dazu keine Stellung nehmen, weil der Kanton ein Verfahren eingeleitet habe. Er erinnerte daran, dass der Kanton Anstellungsbehörde sei und dass noch keine einzige Schulstunde ausgefallen sei. Zudem hielt er fest, dass nicht der Brief die Freistellung verursacht habe. Er und auch der Schulpräsident Roland Thürler hatten den Brief nicht unterzeichnet, da ihre Gattinnen im Lehreramt tätig seien.
Brief vorgelesen
Der geheime Brief war aber gar nicht so geheim, hatte er doch bereits in der Bevölkerung die Runde gemacht. So wollten Betroffene den Brief an der Versammlung vorlesen, damit alle Anwesenden Bescheid wissen.
Der Ammann warnte aber davor, dass dieser Brief nicht an die Öffentlichkeit gelangen dürfe. Es müsse ansonsten mit rechtlichen Konsequenzen gerechnet werden. Die Vertreterin der Eltern liess sich davon aber nicht einschüchtern und las den Brief vor. Darin schrieb der Gemeinderat von Spannungen an der Schule und dass er enttäuscht sei, dass noch keine Ruhe eingetreten sei. Er schrieb auch von einem Fehlverhalten des Lehrers und verlangte, dass dem Lehrer auf Ende des Schuljahres 2024/25 gekündigt werde. «Es darf nicht sein, dass die Schule von Jaun im ganzen Kanton schlecht geredet werde», hielt der Gemeinderat schliesslich im Brief fest (siehe Kasten).
Der Ammann liess zuvor durchblicken, dass ihm mehr Informationen vorliegen, als allgemein bekannt sei, ohne Details zu erwähnen. Weiter erwähnte er, dass die Mediationen die schon längere Zeit andauernde Spannungen nicht lösen konnten. Dass die Schule von Jaun im ganzen Kanton schlecht geredet werde, löste bei einem ehemaligen Lehrer nur Kopfschütteln aus, wenn er daran dachte, was aus seinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern geworden ist.
Gründe sind unklar
Gegen einen Lehrer von Jaun ist eine Disziplinarmassnahme ausgesprochen worden. Dies ist in Jaun zwar Dorfgespräch, doch wurde es bisher von offizieller Seite nicht oder nur indirekt bestätigt. Auch über den Grund gibt keine offizielle Stelle Auskunft.
Der betroffene Lehrer gibt auf Anfrage an, dass ihm vom Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) eine Kontaktsperre auferlegt wurde. Er dürfe sich nicht über das Verfahren und dessen Gründe äussern, sonst drohe ihm die fristlose Entlassung. Er sei nicht überrascht über die vielen Reaktionen, er selbst habe das DOA auf das gute Verhältnis zu den Eltern hingewiesen: «Es besteht ein langjähriges und tiefes Vertrauensverhältnis zwischen den Lehrpersonen und den Eltern», beteuert er und fährt fort: «Die Zusammenarbeit funktioniert super, und die Eltern schätzen unsere Arbeit.»
Syndic Jochen Mooser bestätigt das Verfahren auf Anfrage nicht, verweist jedoch auf Nachfrage, wie der obengenannte Brief an die Bevölkerung gelangen konnte, auf ein «laufendes Verfahren». Daher könne er sich dazu nicht äussern.
Die vielen Reaktionen aus der Bevölkerung an der Gemeindeversammlung seien etwas unerwartet gewesen. «Ich kann mir vorstellen, dass Antworten erwartet werden, die wir am Montagabend nicht geben konnten», sagt Mooser und fügt hinzu: «Es ist jedoch nicht Aufgabe der Gemeinde, da der Kanton die Rolle der Anstellungsbehörde übernimmt. Die Gemeinde wird nur in Koordination mit den kantonalen Behörden Auskunft geben.»
Die Direktion für Bildung und kulturelle Angelegenheiten (BKAD) bestätigt das Verfahren ebenfalls nur indirekt. Das Amt stehe im Kontakt mit einigen Eltern von Schülerinnen und Schülern der betreffenden Klasse. «Es wird eine Informationsveranstaltung für alle Eltern der betroffenen Schülerinnen und Schüler angeboten», heisst es. «Wenn eine Lehrkraft abwesend ist, wird sie umgehend durch eine Stellvertretung ersetzt. Die Primarschule von Jaun funktioniert normal», schreibt die BKAD auf Anfrage, «weil die Schuldirektion und einige Lehrerinnen und Lehrer mit grosser Unterstützung der Schulinspektorin alle notwendigen Massnahmen ergriffen haben, damit ein geregelter Unterricht gewährleistet wird.» (fgo)
Was hat der Lehrer von Jaun getan? Viele Spekulationen, wenig Antworten
Die Diskussionen um die Freistellung des Lehrers reissen nicht ab. Grund dafür sollen verhärtete Fronten im Lehrerteam sein. Auch eine Informationsveranstaltung brachte kaum Antworten.
Jaun kommt nicht zur Ruhe. Die Freistellung des 7H- und 8H-Lehrers (5. und 6. Primarklasse) gibt nach wie vor zu reden. Eine Informationsveranstaltung im Schulhaus Jaun sollte betroffenen Eltern Antworten liefern zur Frage, warum es Anfang November zur Freistellung des Lehrers kam (wir berichteten).
Von der Informationsveranstaltung erhofften sich die Eltern betroffener Schülerinnen und Schüler, Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Dem war allerdings nicht so, wie zwei Mütter gegenüber den FN berichteten. Kurz und knapp sei die Infoveranstaltung gewesen. Auskunft gaben Andreas Maag vom Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) und Schulinspektorin Anne Emch. Es sei informiert worden, wie der Schulalltag geregelt und der Unterricht aufrechterhalten werde.
"Elf von zwölf Eltern wünschen sich, dass der Lehrer zurückkommt."
Laut einer betroffenen Mutter würden die Eltern zwar schätzen, dass der Unterricht weitergehe. Enttäuschung herrsche aber darüber, dass es keine Informationen zu den Gründen für das Disziplinarverfahren gegen den Lehrer gab. Der Fall liege unterdessen bei der Staatsrätin und Direktorin für Bildung und kulturelle Angelegenheiten Sylvie Bovin-Sansonnens, wie eine Teilnehmerin gegenüber «Wir Freiburg» erklärte.
Entscheid Mitte Dezember erwartet
Mitte Dezember soll offenbar darüber informiert werden, ob der betroffene Lehrer, der seit über 30 Jahren in Jaun unterrichtet, nach den Weihnachtsferien zurückkomme. «Elf von zwölf Eltern wünschen sich, dass er zurückkommt», sagt eine betroffene Mutter. Und auch die Kinder wünschen sich ihren Lehrer zurück. «Die Klasse hat ihm eine Karte geschrieben», so eine andere Mutter gegenüber den FN weiter.
Spannungen im Lehrerteam
Was ist los in Jaun? Diese Frage beschäftigt mittlerweile den halben Kanton. Viele Spekulationen stehen im Raum. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, der Grund für die Freistellung seien verhärtete Fronten innerhalb des Lehrerteams.
Der Ammann von Jaun, Jochen Mooser, sagte an der Gemeindeversammlung vom 25. November, schon seit längerer Zeit würden Spannungen herrschen, und auch Mediationen hätten diese nicht lösen können. Das würde zum Gerücht passen.
Den Stein ins Rollen brachte ein Brief des Gemeinderats, adressiert an Andreas Maag, Vorsteher des DOA. Eine Kopie des Briefs hatte auch in der Bevölkerung die Runde gemacht. An der Gemeindeversammlung Jaun las eine betroffene Mutter den Brief vor, obwohl ihr rechtliche Konsequenzen angedroht wurden. Im Brief schrieb der Gemeinderat von Spannungen an der Schule und von einem Fehlverhalten des Lehrers.
"Die Klasse hat ihm eine Karte geschrieben.2
Das Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht hält sich weiterhin bedeckt. Auf eine erneute Anfrage teilte es mit, dass man sich aus Gründen des Datenschutzes und zum Schutz der Persönlichkeit nicht zum Fall äussern könne. Als Arbeitgeber werde im Allgemeinen das Gesetz über das Staatspersonal des Kantons Freiburg angewendet. Geregelt seien darin die Pflichten (Artikel 56 ff. StPG) und Folgen, wenn ein Mitarbeiter diese Pflichten verletzte (Art. 75 ff. StPG), wie das DOA weiter mitteilte.
Bleibt die Frage offen, wie es an der Schule in Jaun weitergeht. Oder wie eine Mutter sagte: «Hier gibt es ein Problem zwischen Erwachsenen, und die Leidtragenden sind die Kinder.»
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