· 

Noch keine Lösung in Sicht an der Schule Jaun

Artikel der Freiburger Nachrichten vom 28.02.2025

 

Letztes Jahr ein freigestellter Lehrer. Nun eine abwesende Schuldirektorin und zwei weitere fehlende Lehrpersonen. Die Eltern tappen im Dunkeln, was die Zukunft der Schule Jaun anbelangt.

Belinda Balmer


 

«Hier ist es nicht lustig. Die Spannungen spalten inzwischen die Schulklassen und das Dorf.» Dies ist die Aussage einer besorgten Person, deren Kinder in Jaun zur Schule gehen. Sie möchte anonym bleiben und hat sich an die Freiburger Nachrichten gewandt, weil sie sich Sorgen um die Situation im Dorf und an der Schule macht.

 

Doch von Anfang an: Alles begann im November letzten Jahres. Ein Lehrer an der Schule Jaun wurde freigestellt, doch niemand wusste, warum (wir berichteten). An der Gemeindeversammlung wurde alles ein bisschen klarer – mit Betonung auf «ein bisschen»: Ein Elternteil las – trotz Androhung rechtlicher Schritte seitens Gemeinderat – einen Brief vom Gemeinderat an den Kanton vor, der von Spannungen in der Schule und von einem Fehlverhalten des Lehrers sprach und seine Kündigung verlangte. Was genau vorgefallen ist, blieb im Dunkeln. Wie der Brief an die Öffentlichkeit gelangen konnte, sei Gegenstand eines laufenden Verfahrens, wie damals Ammann Jochen Mooser auf Anfrage erklärte. Weiter erwähnte er an der Gemeindeversammlung, dass Mediationen die schon seit längerer Zeit andauernden Spannungen an der Schule nicht hätten lösen können.

 

Aufpassen, was man sagt 

 

Seit Anfang Januar unterrichtet der betroffene Lehrer wieder an der Schule. Nun geht die Geschichte weiter: Laut der Person, die uns kontaktiert hat, sind inzwischen die Schuldirektorin und zwei weitere Lehrpersonen ausgefallen. Die Person liest dazu aus mehreren Informationsschreiben der Schule die genauen Abwesenheiten vor.

Dass nun drei weitere Angestellte an der Schule fehlen würden, sei bedauerlich, so die Kontaktperson: «Die drei Personen waren die treibenden Kräfte während der Zeit des freigestellten Lehrers. Sie haben ihre Arbeit sehr gut gemacht, keine Lektion ist ausgefallen.» Jedoch gebe es geteilte Meinungen, das Dorf sei gespalten: «Man kann nicht mehr miteinander reden und muss aufpassen, was man sagt», schildert sie ihren Eindruck. Zudem würden in der Schule einige Unterstützungslektionen ausfallen.

Bei der betroffenen Person löst die Situation viele offene Fragen aus: «Wieso bleiben die Schuldirektion und die Lehrerinnen der Schule fern? Wir haben keine Infos. Steht es im Zusammenhang mit dem freigestellten Lehrer? Wieso werden wir Eltern nur spärlich informiert?» Der Wunsch unter den Eltern und den vielen Jaunerinnen und Jaunern sei gross, dass die drei Lehrpersonen zurückkommen. Zudem sei es wünschenswert, dass der Kanton mehr informiere. Sie verstehe zwar, dass es schwierig sei wegen des Datenschutzes, «aber die Leute machen sich ihre Gedanken, und es gibt einen Haufen Gerüchte».

 

DOA hält sich bedeckt 

 

Das Amt für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht (DOA) gibt nur schriftlich Auskunft. Es schreibt, dass der Unterricht in Jaun während des aktuellen Schuljahrs bislang für jede Klasse sichergestellt war. Seit dem 20. Januar bestehe eine befristete Ad-interim-Lösung für die Schuldirektion. Der Unterricht und die Schulorganisation seien gewährleistet. Dazu, ob und wie viele Lehrpersonen krankgeschrieben sind und bis wann sie der Schule fernbleiben, kann das Amt aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht Stellung nehmen. Die Schule funktioniere, und Lösungen würden mit den beteiligten Personen vor Ort oder Stellvertretungen in Zusammenarbeit mit der Schulinspektorin gefunden. Das DOA unternehme alles, damit alle Schülerinnen und Schüler einen stufengerechten Unterricht erhalten, und begleite die Ad-interim-Schuldirektion sowie das Schulteam mit dem Ziel, eine stabile und nachhaltige Lösung für die Primarschule Jaun zu schaffen.

Weiter schreibt das DOA, dass zur Sicherstellung des Unterrichts in allen vier Regelklassen ab Januar eine Umteilung des Einsatzes der zur Verfügung stehenden Lehrpersonen erforderlich war. Diese Lösung habe befristet bis zum 7. Februar gegolten, und für die Unterstützungsmassnahmen seien alternative Lösungen angeboten worden.

Dass sich besorgte Eltern im Stich gelassen fühlen, darauf antwortet das DOA: «Wir verstehen, dass Eltern besorgt sein können. Unsere Priorität ist es, einen regulären Unterricht sicherzustellen und zusammen mit dem Lehrpersonenteam eine nachhaltige und stabile Situation für die Primarschule Jaun anzustreben.»

 

Immer ein Lehrer vor der Klasse 

 

Aktuell sei jede Stelle an der Schule Jaun besetzt, sagt die zuständige Schulinspektorin Anne Emch auf Anfrage. Eine Umteilung der Lehrpersonen habe stattgefunden. Unterstützungsmassnahmen seien nicht gestrichen, sondern anders verteilt worden. Wichtig sei, dass der Unterricht immer stattgefunden habe. «Es gab nie die Situation, dass keine Lehrperson vor der Klasse stand.»

Die Schulinspektorin war Ansprechperson für die Eltern in der Zeit, als es noch keine Ad-interim-Lösung für die Schulleitung gab. In dieser Zeit seien einige Eltern mit Anliegen auf sie zugekommen, wie sie sagt. Die Eltern seien in dieser Zeit vor allem besorgt gewesen, dass keine Lehrperson da sein könnte und die Kinder keinen Unterricht erhalten könnten. Zudem habe sie die Frage beschäftigt, wie die Abwesenheiten geregelt würden. Sie seien wöchentlich informiert worden. «Uns ist es ein grosses Anliegen, dass die Eltern immer informiert sind.» In Zukunft sei es das Ziel, eine gute Lösung zu finden. «Die Schule besteht und wird bestehen bleiben.»

 

Elternrat nicht mehr komplett 

 

Auf Anfrage sagt Roland Thürler, Präsident des Elternrats, dass aktuell tatsächlich viele Eltern unzufrieden seien: «Dass das Dorf gespalten ist, würde ich aber nicht sagen.» Die aktuelle Situation an der Schule Jaun sei nicht schön. Dadurch seien auch einige Mitglieder aus dem Elternrat ausgetreten und dieser sei so nicht funktionsfähig. Die Suche nach Neumitgliedern habe er auf Eis gelegt. «Zuerst will ich die Situation geregelt haben.» Es nütze nichts, Sitzungen abzuhalten, wenn er nicht wisse, wer die richtige Ansprechperson sei. «Es ist jetzt zuerst wichtig, dass Ruhe einkehrt.» Was es genau braucht, damit dies geschieht, darauf weiss auch er selber keine Antwort.

 

Die Vorgeschichte wurde ebenfalls auf der Freiburger Nachrichten veröffentlicht und auf diesem Blog zu finden:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

partner: