Schon vor ein paar Wochen war ich bei Hans Dänzer zu Besuch um ihm bei einem seiner Hobbies zusehen zu dürfen. Da er dies so erfolgreich macht, kann er die Nachfrage kaum beliefern und meine Frage ob ich ein Artikel veröffentlichen darf, verneint er entschieden. Ich soll aber in ein paar Wochen vorbeikommen, wenn die Schüpfeniproduktion im Gang sei. Gesagt getan, die Strasse nach Abländschen ist nun schneefrei, vor dem Haus von Vreni und Hans werde ich vom Enkel Simon begrüsst.
Simon wirtet mit seiner Frau Heidi im Restaurant Zytbödeli, das seine Grosseltern Vreni und Hans aufgebaut haben. Heute ist „Wirtesamstag“ und da Simon nicht nur Koch sondern auch Zimmermann gelernt hat, geht er gerade seinem Grossvater zur Hand. Vor dem Haus sind geschälte Holzrugel aufgeschichtet. Auf kleinem Raum ist alles nötige in griffnähe und Simon erklärt mir seine Aufgaben. Er spaltet mit der Spaltmaschine die auf eine bestimmte Länge gekürzten Baumstämme und schichtet sie in eine Schubkarre. Ist diese voll, bringt er sie zu Hans. Während der Arbeit erklärt mir Simon, dass die Qualität des Holzes schon stimmen müsste. Holz das dreht geht gar nicht und Äste sind nicht brauchbar. Hier wird also ein erstes mal aussortiert, damit die nächsten Schritte flotter von statten gehen.
Simon bringt mich zu Hans hinter die Werkstatt, er fräst gerade die Dusel die Simon eben gemacht hat. Auch hier sitzt jeder Handgriff und Hans erklärt mir, wie und wieso die Schüpfeni die bestimmte Form haben müssen. Wir gehen in die geheizte Werkstatt, wo Peter Rauber die vorgefertigten Scheite nun in 16 möglichst gleichgrosse „Scheiben“ teilt. Dies geschieht mit einem Messer und einem Hammer. Einmal aufgeschlagen, kann der Spalt mit biegen nach oben oder unten noch gelenkt werden.
Was sich etwas theoretisch und unverständlich anhört, möchte ich gleich selber ausprobieren. Ich setzte mich auf den freien Arbeitsplatz und Simon gibt mir Anweisungen. Schon beim ersten Schlag ist mir mein Daumen spürbar im Weg. Das Werkzeug muss andersherum angefasst werden, weiss mein Lehrmeister. Also nochmals, Messer ansetzen, nicht bewegen, drauf schlagen, im Holzblock einklemmen um nach oben oder unten zu ziehen und schon habe ich erfolgreich Abfall produziert. Eine Kante ist gebrochen statt gespalten, das Messer war nicht richtig angesetzt.
Die drei Herren nehmen es gelassen, das sei alles Übungssache. Es ist auch schon Zeit zum Znüni und in der Küche wird zu Kaffee, Tee, Kuchen und einem Glässli gefachsimpelt. 224 Schüpfeni werden zu einem Bund zusammengefasst, der ungefähr ein Quadratmeter Fläche deckt. Ein Dach so wie eine Fassade kann mit Schüpfeni oder Schindeln eingekleidet werden, Dicke und Verlegetechnik unterscheiden die beiden Arten voneinander. Letztes Jahr entstanden in der Abländschner Werkstatt rund 400 Quadratmeter Schüpfeni.
Hans ist 80 Jahre alt, er hat manches erlebt und kann viel erzählen. Nun sei es an der Zeit, die Jungen machen zu lassen. Aber so lange es geht, geben ihm seine Hobbies eine Aufgabe, die er zufrieden erfüllt. Die meisten Schindeln werden an Lucien Carrell verkauft, den bekannten Tavilloneur in Vaulruz. Aber auch im Saanenland hat er seine Abnehmer. Die drei Männer sind schon wieder an ihrer Arbeit während ich die sonnenbeschienen, runden "Bünggla" vor dem Haus festhalte. Das Holz ist zum Teil mehrere hundert Jahre alt und hat nicht nur die Tradition dieser Verabeitungsart in sich gespeichert. Eindrücklich was da in Abländschen entsteht und anderswo noch manche Jahre Dächer und Fassaden ziert.
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Reutelervreni@gmail.com (Donnerstag, 23 März 2023 20:33)
Das ist ein Super Handwerk. Schön das es noch gemacht wird