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Wir mussten richtige Bäume abschneiden

Die 2. Klasse der FMS Liestal absolviert die frisch in ihren Lehrplan eingeführte Sozialwoche in Jaun. Die 24 Schüler und 2 Lehrpersonen sind über Bergversetzer.ch mit Christian und Loris Schuwey in Kontakt gekommen. Beide Bauern haben ihre Arbeitsangebote bei  Bergversetzer angemeldet, der mit dem Regionalpark Gruyère-Pays d'en Haut zusammenarbeitet. Ziel der Zusammenarbeit ist, Freiwillige mit Landwirten für einen Arbeitseinsatz in Kontakt zu bringen. In Berggebieten ist dies oft die arbeitsintensive Weidepflege die von den Freiwilligen angegangen wird. Ich wiederum habe durch den Kontakt zu den Jauner Bauern von verschieden geplanten und auch schon durchgeführten Einsätzen erfahren. Am Montagnachmittag habe ich also eine, der zwei Gruppen aufgeteilten Klasse, oberhalb der Pillarda getroffen und mich vor Ort über den Arbeitseinsatz erkundigt.

 

Es ist schnell ersichtlich, wer schon mal in einem Hang gearbeitet hat und motiviert ist.  Der grössere Teil unterhält sich über die Uhrzeit (halb vier), wie lange er schon arbeitet und nun eine Pause braucht, ect. Ich kenne die Arbeit gut, konnte mir dabei aber immer das trockene Wetter aussuchen. Heute nieselt es, darum ist auch ein Regenschirm im Einsatz. Mit ihm und der Schwentschere zurecht zu kommen ist jedoch eine echte Herausforderung.

Verena ist an der FMS Liestal als Lehrerin tätig und erklärt mir, dass die Schüler momentan nicht sehr motiviert seien. Aber es sei auch für sie Neuland und die passenden Schuhe stehen bedauerlicherweise zu Hause. Das Programm sieht noch zwei weitere Arbeitstage vor, aufgeteilt auf die zwei Betriebe. Mittwoch ist ein Ausflug in die Schokoladenfabrik in Broc geplant. Untergebracht ist die Truppe im Ferienheim Höfli, kochen müssen die angehenden Lehrer:innen selber.

Nach dem ersten Arbeitseinsatz versammelt sich die Gruppe vor der Berghütte Pillarda, Handy's werden hervorgeholt und das Menü vom Abendessen ist grosser Diskussionspunkt. Arbeiten macht Hunger. Die zweite Klassenhälfte trifft ein und es wird ausgetauscht, welche Gruppe was für Arbeiten auszuführen hatte. "Wir habe Äste in den Wald geworfen" und "Wir mussten richtige Bäume abschneiden!" war die Bilanz. Mal sehen wie diese am Donnerstagabend aussehen wird. Dann möchte ich die Klasse nochmals besuchen gehen.


Der obige Text hat einige Reaktionen ausgelöst, die enttäuschten Kommentare der Schüler habe ich auf Bitte der Lehrpersonen gelöscht. Die Leserreaktionen meinerseits waren nur positiv, sie kommen aber persönlich via WhatsApp bei mir rein und sind nicht öffentlich sichtbar. Einige Schüler fühlten sich sehr verletzt und wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Nichts desto Trotz habe ich die Schulklasse nochmals kurz vor ihrer Abreise besucht und Medina und Dominique zeigten sich bereit, mir ein Interview zu geben. Vielen Dank ihnen an dieser Stelle.

Christian Schuwey hat die Klasse diese Woche zum Teil vor Ort betreut. Er war sehr zufrieden mit dem Einsatz der Jugendlichen und betont, dass solche Arbeiten mit so vielen Leuten sonst gar nicht in solchem Ausmass kostenlos erledigt werden können. Die Jugendlichen bekommen im Gegenzug so einen neuen Einblick in die Alpwirtschaft. Christian hat den Aufwand nicht gescheut und auf dem Feld, sowie in Diskussionen abends im Lagerhaus, zum Verständniss von Städtlern und landwirtschaftlichen Arbeiten in den Bergen beigetragen. Somit konnten hoffentlich einige Vorurteile abgebaut werden.


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