Wildheuen ist beinahe zu einer Leidenschaft geworden, das Leiden ist nicht gerade klein, die Genugtuung nach getaner Arbeit um so grösser. Nachdem letztes Jahr der Zugang zu meinem Erstlings-Wildheuet von den Wassergewalten fortgespült wurde und auch nicht ersetzt wird, geht das Wildheuen für mich nur noch westlich davon auf der Nachbaralp weiter.
Vor rund 2 Woche war ich mit dem Auftrag unterwegs, die Kühbodenegg umzurechen. Heisst, das am Vortag gemähte Gras vom Rand einwärts zu ziehen. Die Temperaturen waren nicht gerade sommerlich und die gemähte Fläche einiges grösser als letztes Jahr. Im Vorjahr hat Starkregen und Hagel einigen Schaden angerichtet, dieses Jahr steht mehr Gras im Hang.
So hat der Chef wieder hoch hinauf bis zum Schafbergwegli gemäht, ungefähr 170 Höhenmeter auf etwa eben soviele Laufmeter. Mit dem Rechen oben angekommen, gönne ich mir eine Pause und filme meine Umgebung, um sie auf Instagram zu teilen. Nach über einer Woche bekomme ich Mitteilungen, dass dieser Reel (so nennt Instagram die Videos) beinahe 3 tausend Mal abgespielt wurde, seither werden es immer mehr.
Zwei Tage später nach dem Umrechen wird mit Familie und Helfer das Heu eingebracht. Dank geländegängigen Maschinen, lauten Heubläser und traditionellen Rechen halten sich die Strapazen immerhin zeitmässig in Grenzen. Bis ende Nachmittag war auch die hintere Matte, die zum erstemal gemäht wurde, erledigt. Dies, obwohl niemand so recht wusste, wie die Heunetzte gefüllt werden sollten und auch eine Rutschpartie für einen bangen Moment sorgte. Diese Matte ist nicht mit grossen Maschienen zugänglich. Um den nebenan vorgesehenen Helitransport besser auszulasten, wurde dieses westliche Stück trotzdem gemäht.
Tags darauf ging das zusammentragen "im Barras" deutlich einfacher von statten als andere Jahre. Üblicherweise wurde auf der Strasse eine Seilwinde montiert, ein Heuschlitten am Seil eingehängt, der im steilen Gelände mehrere Male beladen, hochgezogen, abgeladen und verschoben wurde. Dieses Jahr wurden drei Netze von 6 mal 6 Metern gefüllt. Der Aufwand war um einiges geringer und das Heu nur nach unten und nicht auch noch seitwärts zu ziehen.
Höhepunkt war nun dem Helikopter beim Transport zuzusehen. Diesmal hiess mein Auftrag "filmen". Ich wusste um die Netze die allenfalls zu schwer sein konnten. Tatsächlich war die Thermik der 2. Rotation nicht gerade optimal, das Gewicht der Last laut Flughelfer genau beim Grenzwert von 800 Kilo. Es stand zwar ein Plan B, der aber nicht zur Aktion kam und auch die weiteren Heunetze stellten keine Probleme dar. In kurzen 7 Heli-Minuten war die Arbeit von mühseligen Stunden getan. Die Heumenge passte nicht in die eine geschätze Transporterladung, bis zum Eindunkeln wurde noch Heu eingegabelt und ins Tal transportiert.
Sogar ich als "Nebenbeteiligte" wurde im Dorf darauf angesprochen, wieso in aller Welt man solchen Aufwand betreibe für Heu. Ohne die Motivation vom Chef zu kennen, ist es für mich Leidenschaft zur Alpwirtschaft, Tradition und Genugtuung, auch im schwierigen Gelände Heu einzubringen wie schon seit Jahrzehnten. Die Methoden haben sich glücklicherweise der Zeit angepasst. Solange die Zufahrt nicht vom Klimawandel weggespült wird und das Team so motiviert bleibt, wird hier oben wohl Heu eingebracht und aufgepasst nicht auszurutschen.