Gestern Abend wurde die Musikgesellschaft Alpenrose an ihrer 70. Jahresversammlung zu Grabe getragen. Obwohl die Auflösung seit einer Standortsitzung im Juli feststand, wurde der definitive Schritt nicht auf die leichte Schulter genommen. Immerhin wurde in den letzten Jahren einiges versucht um Mitglieder zu finden und die Finanzen zu sichern. Der Zusammenschluss mit dem Echo Monts de Riaz brachte nicht die erhoffte Erleichterung, ist jedoch Auffangbecken für die übrigen, noch motivierten Jauner Musikanten um weiter zu musizieren.
10 Musikanten waren gestern Abend im Restaurant Zytbödeli in Abländschen anwesend, 5 Kollegen haben sich entschuldigt. Präsident Marco Buchs führte wie gewohnt kompetent durch die Versammlung nach dem Abendessen. Der Tätigkeitsbericht war um einiges länger als sonst, da sich mit Riaz die Auftritte verdoppelt haben und Ungeplantes dazu kam. Ein Höhepunkt war sicherlich das Eidgenössische Musikfest in Montreux. Bei den Finanzen war dann aber auch ersichtlich, dass im letzten Vereinsjahr der Aufwand höher war als der Ertrag. Der Präsidentenbericht erwähnte nochmals die Schwierigkeiten, auch auf dem musikalischen Niveau. Der grosse Probeaufwand kam der Kollegialität nicht nur zu Gute und so mussten beim nächsten Traktanda auch zwei Demissionen entgegen genommen werden. Seit vielen Jahren gibt es zwar eine Jungmusikantin die zu den 6 verbleibenden Bläsern in Riaz dazustossen wird. Die weiteren Musikanten wollen nicht in Riaz verbleiben und der Fähnrich kann die musikalischen Vakanzen logischerweise auch nicht beheben.
Wohl nicht das letzte Mal wurden nochmals die Schwierigkeiten aufgezählt. Vor zwei Jahren konnte kein Dirigent gefunden werden, dem Zusammenschluss mit Charmey wurde schon vor 20 Jahren eine Abfuhr erteilt, eine Erfahrung die dem Komitee noch heute in den Knochen steckt. Mit wenigen Mitgliedern Weihnachtsmarkt, Lotto und Jahreskonzert zu organisieren, ist personell sehr schwierig. Eine temporäre Bläsergruppe ohne Dirigenten wird keine Lösung sein, dafür sind wir weder talentiert noch Idealisten genug. Das Komitée hat trotzdem viel Arbeit auf sich genommen, aber das sehr schlecht besuchte Jahreskonzert eine Woche nach Ostern hat ihm den letzten Überlebenswillen genommen. Somit wurde nach wiederholten, ausführlichen Diskussionen mit Handerheben einstimmig die Auflösung beschlossen. Unter Verschiedenem wurde unter Berücksichtigung der Statuten der Nachlass organisiert.
Als erstes werden Passivmitglieder sowie Gemeinde und Pfarrei schriftlich über die Auflösung informiert. Im November werden die Ehrenaktivmitglieder zu einem Nachtessen eingeladen, diverse Souvenirs von vergangenen Treffen sowie die Uniformen werden ihnen bei der Gelegenheit angeboten. Instrumente gehen in den persönlichen Besitz der Musikanten über, für alte Dokumente wird das Gemeindearchiv angefragt. Die Vereinsfahnen müssen noch ein Plätzchen finden, Material das sonst von niemandem in Anspruch genommen wird, wird den anderen Jaunern Vereinen angeboten und der Rest wird wohl eine Reise über's Meer antreten. Mit dem letztjährigen, aussergewöhlichen Weinverkauf wird nächsten Sommer noch einen letzten Ausflug organisiert womit das Erbe verteilt wäre. So schloss der Präsident die letzte Versammlung mit der Anmerkung, von jetzt an sind wir Musikanten von Riaz.
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