Dieses Wochenende startet bei guter Witterung der Gastlosen Express in die Sommersaison. Da ich von geplanten Garantiearbeiten wusste, fuhr ich heute wieder mal aufs Geratewohl los und im Oberbach zeigte sich von Weitem, dass ein ganzes Team vor Ort war. Weniger gut ersichtlich war die Arbeit selber, also machte ich mich zu Fuss auf, um mehr zu erfahren.
In der Talstation sieht alles wie gewohnt aus, nur eine Leuchttafel der Steuerung blinkt. Die Sessel sind in Reih und Glied für den Sommerbetrieb bereit. Im Gegensatz zum Winter kommen im Sommer nicht alle von ihnen in den Einsatz. In der Garage sind die auf Hochglanz polierten Klemmen geordnet aufgereiht, sie werden bald wieder montiert und für den Winter bereit sein.
Neben der Talstation ist ein Auto mit Anhänger aus Österreich parkiert. Die Jauner haben also ausländische Unterstützung heute. Etwas Oberhalb treffe ich auf das sechser-Team, das mit hebeln, schrauben und fetten beschäftigt ist. Mein Amateur-Auge erkennt jedoch nur, dass eine Schnurr in das Seil gezwängt wird.
Das 38 mm starke Förderseil wurde letztes Jahr einer visuellen Kontrolle unterzogen. Dabei wurden einige kleine Rostspuren ersichtlich. Um Schlimmeres zu verhindern, wird nun eine Schnurr als Schutz in das Seil eingefügt. Natürlich ist das bei einem 3.2 km langen Seil nicht ganz einfach. Das Seil wurde am morgen vom zweiten Masten heruntergeholt, an zwei Stellen mit Klammern fixiert und zusammengezo-gen damit es sich "aufdreht". Es besteht ähnlich einer Kordel aus mehreren zusammengedrehten Seilen und zwischen diesen konnte sich Rost bilden. Die Schnurr wird nun hineingedreht, gefettet und das Seil wieder zugedreht. Dazu sind einige starke Arme mit handwerk-lichem Geschick und Motorenstärke von Nöten. Geleitet wird die Aktion vom Niederösterreicher Ernst Höfler der die Garantiearbeiten für das international tätige Seilunternehmen Teufelberger vornimmt.
Bei dieser Gelegenheit werden auch immer Neuigkeiten aus der Branche sowie Erfahrungen aus den verschiedenen Ländern ausgetauscht. Es wird schnell klar, dass sich Monteur und Betriebsleiter auskennen mit Vertretern der verschiedenen Firmen, vom Seilbahnbau über Unterhalt und Zulieferer bis zu deren Betriebs-Strategien. Der nächste Termin mit dem österreichischen Seil-unternehmen steht in 5 Jahren an. Einmal komme er noch vor seiner Pension, verkündet der unterhaltsame Monteur. Der Arbeitstag ging ohne Zwischenfälle von statten und ende Nachmittag macht sich Ernst mit guten Wünschen für die Heimreise wieder Richtung Osten auf.
In 5 Jahren
Bei der momentanen Ausgangslage vor allem im Nachbardorf Charmey, wird in fünf Jahren sicher das eine und andere anders aussehen.
Der Präsident der dortigen Bahnen ist am Donnerstag auf seinem Fahrrad Im Fang mit 57 Jahren einem Herzversagen erlegen. Die Bahn steht also momentan ohne Leitfigur da. Die technische Leitung wurde schon zuvor mit Jaun abgesprochen, ist aber noch nicht ganz unter Dach und Fach. Die Bürger von Charmey werden anfangs Juni über die zukünftige, finanzielle Unterstützung entscheiden. Mehr zu lesen im Blogartikel vom 7. April 2016.
Die Jauner schauen also momentan mit Anteilnahme nach Charmey und hoffen nicht desto Trotz auf eine hoffentlich gute, zukünftige Zusammenarbeiten und eine sonnige Sommersaison im Jauntal.
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