Alpine Rettung-Sicherheit geht vor!

 

 

 

 

 

 

Meine allererste Wintersaison habe ich in einer Skihütte mitten im Skigebiet in Arosa verbracht. Das Funkgerät vom Chef stand meist in meiner Nähe und einer der Patrouilleure machte häufig samt seinem Hund die letzten Pistenkontrolle, respektive Feierabend. In der raren Freizeit ging man gern mal bei der Rettungsstation vorbei und lernte so einiges aus deren abwechslungsreichen Alltag. Auch in Jaun gibt es eine Rettungsstation, wenn auch nicht so gross, ist sie jedoch ebenso gut organisiert. Heute Vormittag war hinter der alten Sägerei in Jaun eine Übung angesagt, sie lag also auf meinem Arbeitsweg und ich hab mal vorbeigeschaut.

Schon am Mittwoch habe ich die grau-gelben Retter im Schnee erspäht und wusste daher, wo die Übung vorbereitet wurde. Ich stapfte also in den gleichen Spur ein Stück weit dem Schneeschuhweg entlang und stand schon bald ohne zu wollen mitten im Übungsgebiet. Rund ein halbes Duzend Retter hatten eben eine verletzte Person ausgegraben und war am verarzten und umladen auf den Rettungsschlitten. Thermodecke, Luftpolster, Militärdecken und eine Infusion mit Schmerzmittel wurden mit einigen, geübten Handgriffen in richtiger Reihenfolge an die richtige Stelle gebracht. Einzig Kommentare wie "wenn der Patient schwerer wäre..." verrieten, dass es sich um eine Übungsrettung handelt. Nun musste der Patient im gesicherten Rettungsschlitten an den Pistenrand gebracht werden. Nach einer Weile beobachten war auch klar, wer erfahrene Instruktionen gab und wer sie noch benötigte. Ich erfuhr auf Anfrage bei Ernst Buchs zum Beispiel, dass die farbigen Fähnchen zur Markierung des Schneekegels und gefundener Gegenstände dienten. Bei Schneefall seien solche wichtige Hinweise schnell nicht mehr sichtbar. Bei einem Ernstfall stehe die Sicherheit der Retter immer an erster Stelle. Dann gilt es die Übersicht der Retter, gefundenen Gegenständen und Verletzten zu behalten. Dies ist die Aufgabe des Einsatzleiters und der hierarchische anmutende Ablauf lässt an Militär denken, nur "sinnvoller".



Beim Materialdepot beim Pistenrand angekommen, warteten drei Hunde geduldig und vor Vorfreude winselnd auf Einsatz. Aaron durfte mit Linus auf die Suche nach einem weiteren Verschütteten und die Retter waren mit Sondieren beschäftigt. Einstweilen erkundigte ich mich bei Ernst (geschätzt der Dienstältesten auf Platz) nach der ganzen Organisation dahinter. Die Alpine Rettung Schweiz ist eine Stiftung vom SAC und der Rega, ist in 7 Regionalvereine eingeteilt und umfasst rund 3000 Retter. Die Station Jaun gehört mit 12 weiteren Stationen der Kantone Waadt, Neuenburg, Genf und Freiburg zur Saro (Alpinen Rettung Westschweiz). Die anwesenden Retter müssen als Voraussetzung alpine und lokale Kenntnisse, Kondition und Bereitschaft zu Einsätzen mitbringen. Sie können sich als Fachspezialist Hund, Helikopter, Medizin und Cannyoning weiterbilden. In der Jauner Station sind drei Hundeführer und ein Helispezialist vertreten. Die einzige weiblichen Retterin ist laut meinen Beobachtungen im Medizinischen Bereich bewandert. Die meisten Ernstfälle auf Jauner Boden sind im Sommer zu verzeichnen, dann geht es meistens um Personensuche oder Bergung aus einer misslichen Lage. Die eigene Sicherheit steht aber immer an erster Stelle. Wieso wird man den alpiner Retter wenn die Verhältnisse oft schwierig sind, wollte ich wissen. Ganz sicher nicht um Geld zu verdienen, die Ausrüstung bezahlt jeder selber. Aber aus Freude in der Natur  und mit dem Hund unterwegs zu sein und helfen zu können. Man hört, sieht und spürt die Passion bei Hund und Mensch die heute ohne Postkartenwetter ihre Übungen für den Ernstfall absolvieren. Nicht nur in Arosa, auch in Jaun!

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Leo Buchs (Sonntag, 24 Januar 2016 13:32)

    Wieder ein ganz hervorragender Bericht. Ich gratuliere von Herzen.
    Gruss
    Leo

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