Schneefrei

Landesweit wird in höheren Lagen der fehlende Schnee beklagt, der das Weihnachtsgeschäft dem Anschein nach wieder ausfallen lässt. Dieses ist jedoch eine wichtige Einnahme gerade für kleine Stationen.  An diesem Wochenende werden in Jaun zwar der Kinderlift und Teile der Schattenhalbpiste geöffnet sein, dies dank dem an kalten Tagen produzierten Kunstschnee. In den oberen Lagen war es regelmässig zu warm um beschneien zu können. Der weggeräumte Schnee auf der Schlittelpiste wird aber heftig diskutiert im Dorf und sogar auf Facebook wurde der online Artikel von 20min.ch dementsprechend kommentiert.

Das Thema ist zwar schon zwei oder drei Wochen alt, wird aber immer noch heiss gehandelt. Der Schlittelweg kann seit drei Jahren in 10 Minuten von der Sesselbahn erreicht werden und ist eine immer beliebter werdende Attraktion Jauns, einer der ersten Blogartikel berichtet davon. Auf halbem Weg, bei Rossweidli, wurde Holz geschlagen und gelagert. Offensichtlich war der Herbst zu schön und zu kurz um das Gut rechtzeitig ins Tal zu schaffen. Nach dem ersten kräftigen Schneefall wurde deshalb beschlossen, den Schnee auf der Strasse zu räumen um das Versäumte nachzuholen. Man ging davon aus, das die Temperaturen sowieso nochmals steigen werden und wollte nur etwas "nachhelfen" damit die Strasse für den Holztransport nutzbar sei. Statt der Natur ihren Lauf und dem Schlittelweg eine gute Sohle zu lassen, wurde also eingegriffen. Der Betriebsleiter der Bergbahnen wurden zwar informiert, hatte jedoch keine Handlungsvollmacht, das Vorhaben zu unterbinden. Das gerade eine Verwaltungsratsmitglied den Auftrag ausführte, wurde in Folge kontrovers diskutiert. Deshalb habe ich mich gestern mal auf dem Schauplatz umgesehen.


Tatsächlich ist die Strasse völlig Schnee-und Eisfrei und die Aussicht auf die Gastlosen grandios wie gewohnt. An schattigen Orten ist zwar noch ein Schneewalm sichtbar, dieser Schnee fehlt nun der Schlittelpiste. An den bekannten Stellen wo die Sonneneinstrahlung gross ist, wäre er aber unterdessen geschmolzen. Letzten März mussten gegen ende der Saison auch ein paar apere Stellen in Kauf genommen werden müssen, was dem Schlittelvergnügen aber keinen grossen Abbruch tat. Vom grossen Rüggli aus ging ich zu Fuss weiter, die Strasse war bis vor die Furt im Rossweidli schneefrei, was sich danach rasant änderte.  Auf dem Arbeitsplatz der Transportfirma war der Schnee festgefahren und vereist. Geziert wurde die Schneesohle mit Erde, Holzschnitzel und kleineren Ästen. Ein typischer Holzerplatz halt. Nur dass da theoretisch Schlittler unterwegs sein könnten. Da werde ich meinem Rodel wohl Räder montieren müssen damit die Kuven unbeschadet bleiben. Sobald die Strasse nach dem Waldabschnitt wieder ansteigt, ist sie winterlich schneebedeckt, zum schlitteln einladend... 

Der Beweis dass vor Ort noch gearbeitet wird, wird mir gleich bei der Rückfahrt geliefert als ich den Transportcamion kreuze. Nun bleibt zu hoffen, das an den richtigen Stellen Tauwetter einsetzt um aufzuräumen und danach viel Schnee über die Sache fällt.

 

Das die beliebte Buvette Sattel diesen Winter geschlossen bleiben muss, ist ein weiterer Wermutstropfen, zudem ich aber zuwenig detaillierte Infos habe, um darüber berichten zu können. 

was nicht ersichtlich war...

Zusatzinfos vom 22.12.2015

Der Gemeindeförster hat mich heute zu einem klärenden Gespräch ins Bödeli eingeladen. Er war der Meinung, dass der Blogartiekl (siehe oben) nicht umfassend informiere und er diesbezüglich Stellung nehmen möchte. Wir führten das Gespräch auf französisch und wird hier in Kurzform wiedergegeben.

 

Als erstes erklärte mir Vincent, dass die Genossenschaft der Anstösser Besitzer der Sattelstrasse sei. Die Strasse wurde wahrscheinlich ende der 50er Jahre erstellt und vom Bund subventioniert, da sie für land- und forstwirtschaftliche Nutzung gebaut wurde. Somit ist klargestellt, dass der Tourismus keinen Anspruch auf den Nutzungsentscheid habe. Es sei jedoch klar, das die Strasse etwa vom 15. Dezember bis 15. April schneebedeckt sei und für den Schlittelweg zur Verfügung stehe. Der Auftrag zum Holzschlag sei von den Waldbesitzern erteilt worden mit der Bedingung, erst nach dem 1. November die Arbeiten auszuführen. Grund dafür ist die freistehende Stromleitung die das Soldatenhaus und die Buvette Sattel mit Elektrizität versorgen. Da Beide bis ende Oktober geöffnet waren, waren sie auf die Stromversorgung angewiesen. Der Besitzer der Buvette Sattel ist gleichzeitig unter den Auftraggebern und hatte den Betrieb bis ende Oktober geöffnet. Im Soldatenhaus sind ebenfalls mehrere Tiefkühler angeschlossen. Wäre ein Generator zur Stromerzeugung zum Einsatz gekommen, hätte dieser täglich mit Diesel aufgefüllt werden müssen, was umständlich gewesen wäre. So wurde der 1. November abgewartet um die Stromleitung provisorisch unterirdisch zu legen und den betreffenden Holzschlag auszuführen.

Hätten die Meteorologen anfangs Dezember Schneefall und kalte Temperaturen vorausgesagt, hätten die Arbeiten eingestellt werden müssen. Diese hätten jedoch bis anfangs Mai erledigt sein müssen, da die Strasse dann wieder für die ursprüngliche Nutzung befahrbar sein muss. Je nach Witterungsverhältnissen wäre das knapp geworden und für den Tourismus wären Forstarbeiten auf Zufahrtsstrassen und Wanderwegen anfangs Sommersaison auch nicht ideal gewesen. Da die Vorhersagen aber milde Temperaturen und kein Schneefall meldeten, wurde der Schnee auf der Strasse geräumt um soviel wie möglich vor dem grossen Schneefall erledigen zu können.

Dazu wäre noch das finanzielle Risiko gekommen, denn die geerntete Holzmenge wären bei möglichem Borkenkäferbefall im Frühling 20'000 Franken weniger Wert gewesen. Diesen Ausfall wollte der Förster möglichst verhindern, den die Räumung der Strasse kostete lediglich 250 Franken.

Es sind also verschiedene Faktoren, die allesamt dem gemeinen Volk nicht bekannt sind, die Vincent Castella zu berücksichtigen hat und er erbat sich, diese zukünftig bei ihm einzuholen. Somit stehen weiteren Informationen aus dem Forstbüro der Gemeinde nichts mehr im Wege.

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Kommentare: 1
  • #1

    Leo Buchs (Donnerstag, 24 Dezember 2015 11:04)

    Danke für diese aufschlussreichen Zusatzinformationen. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, dass der Informationsaustausch klappt und dass man miteinander spricht.

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