Letzte Woche habe ich spontan Felix Thürler angefragt, ob er mir etwas über Nepal erzählen könnte, da ich gerade seine Fotos von Nepal auf Facebook gesehen hatte. Die Antwort kam 2 Minuten später; gerne, er sei aber noch in Nepal und fliege in zwei Tage zurück in die Schweiz. Am Donnerstag ist er angekommen und gestern Abend sass er in unserer Küche. Schnell wird klar, dass er gewisse Regionen in Nepal ebenso gut kennt, wie die Schweiz. Die fremd-klingenden Namen der Dörfer gehen ihm über die Lippen wie uns Berneroberland oder Wallis.
1991 ist Felix mit Nicole Niquille das erstmal für ein Trekking nach Nepal gereist. in den letzten 25 Jahren ist er unzählige Male ins Land zurückgekehrt. Beim ersten Erdbeben im April war er für ein Trekking 50 km vom Everest Basislager entfernt. Es hätte schon "tou gschüttlet", und als Folge wurde das Trekking abgebrochen. Da er auf tibetischem Boden war, flog er über Lhasa zurück in die Schweiz um gleich danach nach Katmandu weiter zu fliegen. Er wurde nach Lukla, ins Spital der Stiftung Nicole Niquille gerufen. Das zweite Beben hat Felix bei diesem Besuch erlebt. Lukla selber sei nicht so stark beschädigt gewesen, andernorts sind ganze Dörfer verschüttet worden. Seine langjährige Trägerin (oben auf dem Bild) ist ebenfalls umgekommen. Felix gehört sozusagen zu dieser Familie und unterstütz sie wo er kann.
Die Nepalesen hätten einfach nichts, erklärt er mir. Weder Bodenschätze noch Elektrizität noch irgendwelche Zukunftsperspektiven. Die Armut ist allgegenwärtig, kaum Kleidung, keine Heizung, und spärliches Essen. Die Leute leben aber sorglos in den Tag hinein und teilen das Wenige das sie besitzen mit allen.
Wie könne man da helfen, wollte ich wissen. Er bringe jeweils warme Kleidung mit nach Nepal und verteile diese. Aber allen helfen könne man sowieso nicht. Eine andere Möglichkeit ist, die Kosten der Schule für ein Kind zu übernehmen. Dies koste 50 Franken pro Monat, die Pension ist dabei teurer als die Schule selber. Sie ist aber meist weit entfernt und leisten können sich das die meisten Nepalesen sowieso nicht. In den Bergen könne man sich als Träger für die Touristen etwas verdienen, bis zu 130 kg Last transportieren diese für Trekkings. Wenn Felix von Distanzen zwischen Dörfern spricht, sind das jeweils 2, 3 oder 8 Tage Fussmarsch. Gerade einmal nennt er Busstunden. Aber gerade zu Fuss kommt man den Bewohnern nahe. Felix ist nach dem Einsatz in Lukla im Oktober tagelang einfach nur unterwegs gewesen um Land und Leute zu besuchen. Es gäbe immer wieder Neues zu entdecken. Für die Verständigung habe er die wichtigsten Sätze aus seinem Dictionaire gelernt. Er komme aber auch tagelang ohne Gespräche aus. Das sei alles nur eine Einstellungssache, ist er überzeugt. Natürlich gibt es schon weitere Pläne für Wiederaufbau und Trekkings, er ist in Nepal sehr gut vernetzt und auch hier in der Schweiz trifft er sich mit Leuten mit denen er schon in Nepal unterwegs war. Zuerst muss er aber die aktuellen Fotos sichten und sortieren für vorgesehene Vorträge mit eigener Diashow. Felix bleibt sich also auch in Zukunkt treu, stets unterwegs um etwas neues zu entdecken und mit seinen Händen zu helfen oder dem Schwyzerörgeli zu unterhalten.
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