Ein herrlichen Sonntagmorgen lädt heute zum Wandern ein. Da die Prognosen aber nicht ganz so euphorisch sind, sollte ich spätestens um 10 Uhr zurück sein. Da bietet sich der geologische Weg gerade zu an. Die Rundwanderung dauert gerademal 3 Stunden und führt vom "Grossen Rüggli" über den unbekannten Brendelpass zum Soldatenhaus und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Im Vergleich zu den Wandermassen ins bekannte Soldatenahus, ist diese Variante geradezu idyllisch verlassen. Die verschiedenen Hinweistafeln von der Assotiation IGGF, Itinéraires géologiques friborgeois, erzählen die Entstehungsgeschichte der verschiedenen Gesteinsschichten die auf dem Weg ersichtlich sind.
Schon beim Grossrüggli macht eine grosse Hinweistafel auf die 12 verschiedenen Posten aufmerksam und Prospekte sind zum mitnehmen bereit. Darin kommen allerlei Fachbegriffe vor, aber 150 Millionen Jahre sind auch für Laien sehr viel. Damals lag Jaun noch auf Meeresgrund und daraus begannen sich die Gastlosen vor 30 Millionen Jahre aufzurichten. Ich bin heute unterwegs und geniesse ganz einfach die stille Bergwelt, dem Fachjargon werde ich mich zu Hause widmen. Der Jeep der vor dem roten Sattel parkiert ist und die Tafel "Tomme de chèvre" verraten einen Bewohner, der anscheinend noch beim Frühstück sitzt. Der Brendelpass ist bald erreicht und Richtung Ritzli liegt die Landschaft noch im Schatten. Ein paar Meter weiter öffnet sich der Blick überraschend richtung Westen in den kleinen Mung mit seinen Berghütten und -weiden. In einem ständigen auf und ab vis-à-vis der Wandfluh sind auch einige Markierungen des Gastlosenlauf auf dem Weg auszumachen.
Auch wenn unterdessen einige Wolken aufgezogen sind, ist die Stimmung friedlich und viel zu schön als im Laufschritt an ein Ziel zu rennen. Oberhalb vom roten Herd geht's nun aufwärts und auf der Krete angekommen, weitet sich der Blick nochmals. Im Pays d'Enhaut ist es aber schon ziemlich düster und im Jura regnet es offensichtlich. Vor der letzten Steigung nehme ich mir doch noch Zeit um mit einem frühstückenden Wanderer über Berge und Wetter zu fachsimpeln. Auf den letzten Tritten aufwärts öffnet sich der Wald und gibt die Sicht auf die Gastlosen frei, die nun mächtig vor einem stehen. Die ersten Niederschläge machen sich aber bemerkbar und der Rückweg via Soldatenhaus wird nass, ich inklusive. Der Regen war zwar zu erwarten, aber er was doch schneller als ich. Wieder beim Auto angekommen, sind unerwartete Aufhellungen am Himmel zu erkennen. Nun ja, auch die Geburt der Gastlosen war schliesslich nicht trocken.
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Silvia Buchs (Dienstag, 08 September 2015 10:18)
Liebe Malise
Deine Blog's sind immer sehr interessant und informativ umrahmt mit den schönen Fotos einfach super.
Marlies (Montag, 14 September 2015 19:46)
Sogar vom Brendelpass sieht man rüber ins Ritzli, wenn ich mal nichts mehr zu schreiben habe komme ich für eine Reportage vorbei;-)
Grues