Am 15. August wird seit 40 Jahren von der Familie Cottier eine Bergpredigt in ihrer Kapelle im Kleinen-Mung organisiert. Der Sommer war dieses Jahr extrem heiss und trocken, aber heute regnete es leicht als ich im letztem Moment noch beschlossen habe, die Serpentinen zum Seitental hoch zufahren um an der Messe teilzunehmen.
Das Hochtal ist immer noch ein Geheimtipp, den ausser privaten Berghütten, deren Vieh, Wanderwegen und einer herrlichen Fauna und Flora gibt es in dem eidgenössischen Jagdbanngebiet keine touristische Attraktionen. Der Weg wird aber viel als Zugang zu den Gastlosen und der Hochmatt, unseres Hausberges genutzt. Der vielgenutzte Parkplatz gleich nach den zwei Tunnels ist einiges besser belegt als ich bei diesem Wetter erwartet hatte.
Von hier aus ging es zu Fuss weiter und mit mir zogen auch die Nebelschwaden in die Höhe, sodass man sich an Maria Himmelfahrt dem Himmel tatsächlich etwas näher wähnte.
Wie zu erwarten bin ich zu spät und der Gesang vom Jauner Jodlerclub Chörblifluh verrät, dass der Anlass in der Berghütte der Cottiers und nicht bei der Kapelle stattfindet. Die 60 Anwesenden hätten sonst im Regen ausharren müssen und der Stall bot genug Platz "im Schärm". Die Messe wurde von Hans Schaller SJ abgehalten und er vermochte auf die Weisheit, Güte und Zuwendung der Frauen hinweisen, im Speziellen natürlich auf Maria, deren Aufnahme in den Himmel am diesem Festtag gedacht wird. Andernorts wird dieser Katholische Feiertag auch mit der Kräuterweihe bedacht, was in unserem Gebiet aber nicht der Brauch ist. Später erzählte mir der Jesuitenpater, der Exerzitien leitete, dass er seine Tätigkeiten von Freiburg nach Basel verlegen werde.
Nach dem letzten Jodlerlied wurde von der Familie ein Apero offeriert und ich erkundigte mich beim Gastgeber Marius Cottier, aus welchem Grund die Kapelle wohl erbaut worden war. Sein Vater Albert wurde mit knapp 40 Jahre schwer krank und versprach eine Kapelle zu erbauen falls er gesunden würde. Dieses Vorhaben hätte er später vor seinen Kinder mehrmals erwähnt und als er 75 Jahre alt war, meinten diese, dass es Zeit wäre sein Versprechen einzulösen. Die Familie war Betreiberin des Hotel Wasserfall in Jaun und hatte die Bergweiden im Kleinen Mung mit 4 Berghütten käuflich erworben. 1975 wurde die Kapelle an Maria Himmelfahrt eingeweiht und seither findet jedes Jahr ein Gedenkgottesdienst statt. Während ich "meine Jahrgängerin" zwecks Fotos besuche, wird in der Küche für Freunde und Bekannte (sogar aus Österreich angereiste) ein traditioneller Schinkenteller verspeist und bei einem Glas wohl über Vergangenes und Zukünftiges berichtet.
Die Kapelle ist übrigens den ganzen Sommer über geöffnet, auch wenn die Türe klemmt wie bei meinem letzten Besuch. Der gut ausgetretene Pfad zeugt davon, dass der gernbesuchte Ort der Stille bei einheimischen und auswärtigen Wanderern beliebt ist und hier wohl schon manche Dankesworte gegen den Himmel schickt wurden.
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Cottier Marius (Mittwoch, 19 August 2015 16:06)
Ihnen, liebe Frau Remy, von Herzen Dank für den wundervollen Beitrag, den Sie zur Bergpredigt verfasst haben.
Falls ich Ihnen nächstes Jahr wieder im Chly-Mung begegne, sind Sie selbstverständlich unser Gast.
Häbets guet.
Marius Cottier
Marlies (Mittwoch, 19 August 2015 23:14)
Herzlichen Dank für die Einladung. Ich kann nicht mehr be-schreiben als ich wahrnehme und durch Gespräche erfahre und werde auch in Zukunft gerne Halt bei der Kapelle machen.
Auch Ihnen alles Gute und auf ein Wiedersehen im chline Mung.