Ernest Schneider ist wohl jedem Jauner ein Begriff. Er war bis zu seinem Tod am 5. Mai dieses Jahres CEO und VR Präsident der Breitling AG. Bekannt ist er in Jaun weniger wegen den renommierten Uhren im Aviatik und Nautik Bereich, der untere und obere Chüebode jedoch gehören ins Allgemeinwissen jedes Bewohners. Dass diese von Ernest Schneider erschlossen und renoviert wurde ist keine Selbstverständlichkeit. Die Finanzierung des Strassenbaus um die Hütten auch mit einem Geländefahrzeug zu erreichen, wäre für einen "Normalbürger" gar nie möglich gewesen. Ernest Schneider konnte sich dieses Vorhaben aber leisten und hat es auch umgesetzt.
Er ist 94 jährig verstorben und zur "Chilbi" und einer Gedenkmesse waren eine seiner Töchter, ein Dutzend Jauner und die Kinderjodler im oberen Chüebode anwesend. Da auch wir eine Kinderjodlerin haben, war ich vor Ort und berichte gerne von einem weiteren abgelegenen und eher unbekannten Winkel im Jauntal.
Schon die Anfahrt hat's in sich, der neue Weg führt vom unteren Chüebode auf 1350müM durch schwieriges Gelände am mittleren vorbei zum oberen Chüebode auf 1800müM und ist nur für Allradfahrzeuge zugelassen. Gut ersichtlich sind die freigelegten, harten Gesteinsmassen durch die sich der Fahrweg schlängelt. Einmal angekommen findet man sich auf Augenhöhe mit den Gastlosen wieder, nur in einem unbekannten Winkel zu ihnen. Der Wind bläst merklich kühler was an diesem heissen Tag nicht unangenehm ist. Dem weiten Blick in die Berge folgt der weitaus neugierigere in die Hütte hinnein. Der Vater eines Jodlerkindes, war an den Renovationsarbeiten beteiligt, "machet wie wes öchers wäri, wases choschtet isch glich" war der Auftrag. Und so wurde aus dem Bretterhaufen eine solide, heimelige Alphütte mit Allem was es braucht, aber ohne zuviel Schnickschnack.
Letztes Jahr fand zum ersten Mal eine "Chüebode Chilbi" statt und der Besitzer wünschte sich, dass dies zur Tradition wird. Da Theodor Schuwey lokaler Verwalter ist und gerne irgendetwas auf die Beine stellt, fragte er bei den Erben nach und diese waren nicht abgeneigt den Chüebode für diesen Anlass zu besuchen. Zum Apero jutzten die Jauner Kinderjodler "de Bärge zue"und nach einer währschaften Bergsuppe und Meringues mit Nidla fand vor herrlicher Kulisse eine Gedenkmesse für Ernest Schneider statt die von Paul Sturny zelebriert und den Kinderjodler musikalisch beleitet wurde.
Nun stand dem gemütlichen Teil nichts mehr im Wege und dieser wird sehr wahrscheinlich dauern. Für Betten ist in den renovierten Räumlichkeiten jedoch gesorgt. Wir machten uns ende Nachmittag wieder auf den Weg ins Tal und erst jetzt wird die Höhendifferenz und der steile Weg erst so recht ersichtlich. Beeindruckend wie weit unten das Tal plötzlich ist.
Ernest Schneider hat übrigens als Kind in ärmlichen Verhältnissen in Jauner Alphütten gearbeitet und hat den Höhenflug von Breitling genutzt um die Arbeitsbedingungen der Älpler zu
verbessern. Der harte Jauner Fels scheint eben doch seine guten Seiten zu haben...
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